KULTUR Der malende Chronist
Der Kunstmaler Bastian Oldhouse füllt an diesem Wochenende in Safnern mit seinen Collagen gleich ganze Hallen. Auf einem Fabrikareal zeigt er 120 Arbeiten. Bastian Oldhouse ist mitten im Aufbau seiner Ausstellung, die Hosen voller Farbklekse, die Laune bestens. In Safnern, wo auch sein Atelier steht, stellt er in insgesamt fünf Hallen, unter anderem in einem Billardcenter und einer Maschinenbaufabrik seine neusten Werke aus. Einige davon wird er während einer Auktion für gemeinnützige Organisationen versteigern (siehe Box). In seinem Atelier verweist er auf seine Anfänge als Maler. Der 1948 geborene Bieler ist Autodidakt, hat aber bereits mit 14 Jahren gerne gemalt, zum Beispiel Blumen, Autos oder Flugzeuge. Schon damals konnte er das eine oder andere mit Gouache auf Samt oder Pressholz gemalte Stück verkaufen. Doch als junger, berufstätiger Mann hatte er kaum Zeit für seine Passion. Der gelernte Diplomingenieur und Gründer einer Immobilienfirma machte sich in den 70er- und 80er-Jahren vor allem als Wirtschaftsmann und Politiker einen Namen. Maler der Ereignisse Heute ist der einstige Gründer einer FDP-Sektion nirgendwo mehr Mitglied und geniesst genau diese Unabhängigkeit. Was um ihn herum und in der Welt allgemein geschieht, interessiert den Pensionierten allerdings weiterhin brennend. «Ich lese fünf Zeitungen am Tag», führt er aus. Zeitungsbilder sind denn auch die Ausgangslage für seine plakativen Collagen. Oldhouse selbst bezeichnet sich als Ereignismaler. «Die Leute vergessen schnell», glaubt er und hält deshalb – ähnlich einem Chronisten – besonders bedeutende Momente fest. Das Titelbild von «Paris Match», das Präsident Barack Obama mit seiner Frau am Tag der Wahl zeigt, hat er auf der Leinwand sogar mit Wachs übergossen, um die Bedeutung dieses nie mehr wiederkehrenden Momentes der Hoffnung für immer zu bewahren. Mit raschem Pinselstrich übermalt oder ergänzt er die in den Massenmedien vorgefundenen Bilder mit Aquarellfarbe und führt sie so in die Dreidimensionalität. Laute Töne, starke Kontraste und eingängige Botschaften zeichnen seine Bilder aus: Kunst, die jedermann versteht. Was er denkt, das setzt er oft eins zu eins auf der Leinwand um. Da ist etwa sein riesiges Diptychon zum Thema Euro. Auf der linken Bildhälfte herrscht rund um das Symbol der Währung noch Friede, Freude, Eierkuchen, während der Euro rechts von Stacheldraht umgeben wird. «Die Politiker wollen die Währung um jeden Preis zusammenhalten, aber das kommt nicht gut», kommentiert er sein Bild. Auch mit seiner Bilderserie zum Thema Reichtum und Armut malt Oldhouse ein düsteres Bild. Den Abstieg des Mittelstandes dokumentiert er anhand von mehreren Werken von der Yacht bis zum trockenen Boden in Afrika, wo gar nichts mehr geht. Auf die Frage, ob er ein Pessimist sei, meint er: «Ich bin ein Realist.» Hayek und Taylor Dass Oldhouse aus der Wirtschaftswelt kommt, wird auch anhand seiner Verehrung für den 2010 verstorbenen Nicolas Hayek deutlich. Wie der Unternehmer die Uhrenbranche wieder in Schwung brachte, stellt Oldhouse mit vor Energie glühenden Uhrwerken, die das Zeitungsporträt der Schweizer Ikone umgeben, dar. Zeitungsbilder der glamourösen Schauspielerin Elisabeth Taylor umgibt er hingegen mit Glimmer und nuancenreichen Farben. Ihr Abdriften in die Alkoholsucht versinnbildlicht er mit immer dunkler werdenden Blautönen. Porno oder Kinderkram Wenn die oft schwere Symbolik nicht mehr ausreicht, greift Oldhouse zur Schrift. So hat er etwa einen Kommentar zur zeitgenössischen Kunst formuliert: «Kinderkram», «Genial», «Abfall» oder «Pornografie» hat er in Schablone-Technik auf eine Leinwand geschrieben. «Denken Sie mal darüber nach, und Sie werden feststellen, dass fast jedes heutige Werk in eine dieser Kategorien passt.» Ob er damit nicht kleingeistige Vorurteile befeuere- «Vielleicht», meint Oldhouse lapidar, doch so sehe er das eben. Und seine eigene Kunst- Wird wohl nie die Fachwelt entzücken, dafür aber manches Büro oder Wohnzimmer mit knalligen Farben bereichern. Der_malende_Chronist
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